HOME TUMBLR LESENSWERT ZEICHNUNGEN DISCLAIMER FOLLOW ARCHIV

Blog-Archiv

Die Erfülltheit der Leere

Wenn ich zeichne, vergesse ich alles um mich herum und denke nicht einmal an meine Figur und meinen Körper. Denn ich spüre ihn in dem Moment. Diese Momente sind so intensiv, ich habe das Gefühl, ICH zu sein. Und das Gefühl kann mir keiner nehmen. Dann hebe ich ab, dann bin ich völlig schwerelos, frei, ohne Bedenken und ohne Gedanken an etwas anderes außer mich zu verschwenden. Und wenn ich aufhöre, dann wird all dieses Glück, was das Zeichnen in mir auslöst, ausgelöscht durch die bloße Erinnerung, dass ich  mich wieder in der Realität befinde. Wenn ich zeichne, dann kann ich mit mir machen, was ich will. Ich kann mich selbst zeichnen. Das kann mir keiner nehmen oder verbieten. Das Hungern lässt mich auch das machen, was ich will, aber das konnte man mir nehmen. Dieses Gefühl, Kontrolle über mich zu haben, die Macht, mich zu formen, mich so zu modellieren, wie ich mich will. Wie mit Knetgummi. Wenn ich mich bis auf die Ecken und Kanten herunter gehungert habe, habe ich das Gefühl, echt zu sein. Frei zu sein. Ich zu sein. Wenn ich mich forme, wie ich mich haben will, bin ich glücklich. Das Hungern gibt mir die Möglichkeit. Diese Leere, das Loch, das ich durch Hungern stopfen konnte, wie irreal es auch klingen mag, etwas zu stopfen mit noch weniger. Der Hunger gibt mir das Gefühl, das Loch zu füllen, auszufüllen, weil er meine Seele stopfen kann. Oder besser gesagt das, wonach sie schreit. Der Bedarf an Liebe oder was auch immer ich immer zu brauchen scheine, wenn ich mich wieder einsam, missverstanden, alleine fühle, das betäubt der Hunger. Wenn ich sehe, wie leicht man mir die Macht entreißen kann, fühle ich mich schon wieder so schwach. Das Zeichnen verleiht mir nicht halb so viel Macht. Es lässt mich nur alles andere für geringe Zeit vergessen. Wenn ich an mein gestorbenes Kind denke und mir sogar die Tränen kommen, wenn ich an die große Auge denke, die ich nie zu sehen bekam, dann geht irgendetwas in mir auf. Ich werde wieder schwächer, ich werde verwundbar. Wenn das Zulassen von Gefühlen Schwäche bedeutet, dann wünsche ich mir jedes Mal, dass ich das alles wieder betäuben könnte durch das Kribbeln und Prickeln, das mich dazu auffordert, meinen Hunger zu stillen.

1 Kommentar:

  1. Ich muss ehrlich sagen: Ich liebe deinen Blog! Ich liebe deinen Schreibstil, deine Gedanken... ich würde dich am liebsten dafür umarmen (:
    Halt durch (:

    AntwortenLöschen

Vielen Dank für jeden Kommentar ♥
Ich behalte es mir allerdigs vor, Anfragen auf gegenseitiges Verfolgen etc entweder zu ignorieren, entzürnt zu reagieren oder es einfach zu löschen. Comprende?