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Totgeschwiegen

Es mag banal klingen, aber manchmal, da frage ich mich: Ist es pietätlos, einfach so das Leben weiter zu leben? Im nächsten Moment frage ich mich: Wie hätte er es gewollt? Würde er noch leben, würde ich ihm eine reinhauen, wenn er mir sagen würde, wie er es gerne haben möchte, wie ich lebe. Einfach weiter leben, das geht schon einmal deswegen nicht, weil er nicht mehr da ist. Wie kann ich wie bisher weiter leben, wenn ein großer Teil meines Lebens einfach ausgelöscht ist? Ich sitze da, unter einem Baum im Park, damit der Regen nicht das Abgebildete zerstört, auf das ich starre. Diese Momente, die für immer erstarrt sind in einem Bild, sie sind mir geraubt worden, und ich konnte nur hilflos zusehen, wie sie verschwinden. Genauso starr und reglos sehe ich den eingefrorenen Moment vor mir, als ich vor ihm kniete, die Bluttropfen wie im Sekundentakt auf den Boden tropften und die einzige Bewegung im Raum zu sein schienen. Das einzige, was sich bewegte, war der Tod. Deswegen werde ich diese Momente aber nicht in eine Kiste packen und im Schrank hinten verstecken, als hätte sie es nicht gegeben. In den Kisten, wie wir sie alle kennen, bis die Farben verblassen, ausbleichen, sowohl im Gedächtnis, als auch in den Worten. Meine Gedanken und Worte halten ihn am Leben, die Erinnerungen an ihn sind so lebhaft, als könnte ich ihn in meine Arme schließen und fest an mich drücken. Ich will über ihn reden, ihn nicht sterben lassen, aber jeder meiner Freunde erstickt an der Erkenntnis, dass er schon längst tot ist.

"Und so red ich mit dir wie immer,
so als ob es wie früher wär,
so als hätten wir jede Menge Zeit.
Ich spür dich ganz nah hier bei mir,
kann deine Stimme im Wind hören
und wenn es regnet, weiß ich, dass du manchmal weinst,
bis die Sonne scheint; bis sie wieder scheint."
die toten Hosen - Nur zu Besuch

3 Kommentare:

  1. Mehr als lesenswert, wie ich finde.

    Na ja, das mag daran liegen, dass ich mich seit einem Jahr an die Schule klammere, um meinen Depressionen zu entfliehen. Ich brauche die Bestätigung und das Gefühl gut zu sein, wie ein dämlicher Hund sein Leckerchen nachdem er sitz und platz macht. Das ist ziemlich erbärmlich, aber ich habe nichts anderes. Was mir in den Ferien immer sehr klar wird.
    Meine Schlafstörungen werden in der kurzen Zeit wieder so extrem, dass es mich wahnsinnig macht. Ich schlafe entweder überhaupt nicht oder 22 Stunden am Tag. Im Moment fühle ich mich wie ein Zombie. Ich habe nicht viele Freunde, und die die ich habe, haben kaum Zeit für mich, also bin ich ziemlich mir selbst überlassen.
    Also... ich mag Ferien nicht, weil mir dann immer klar wird wie allein ich bin. Nach drei Tagen fehlt mir der Grund um morgens aufzustehen, also bleibe ich bis abends liegen und bin dann die ganze Nacht wach. Nach ein paar Tagen macht das irre. Keine Aufgabe und Tagesstruktur zu haben ist pures Gift.

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  2. Danke (;
    Und ich denke, dass es nicht unbedingt die Motivation ist, die fehlt, um etwas zu ändern, sondern einfach die Energie, die momentan eher für anderes aufwenden musst.

    Na ja, im ersten Jahr kommt wahrscheinlich eine Freundin mit, aber danach alleine. Ich will Informatik studieren :D

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  3. "aber jeder meiner Freunde erstickt an der Erkenntnis, dass er schon längst tot ist." - Ich habe noch nie einen Menschen auf solch eine Weise verloren, und doch habe ich das Gefühl (nicht zuletzt durch deinen großartigen Schreibstil), es beinahe mit zu erleben (und dadurch auch oft den Tränen nah zu sein). Und das, was du im letzten Satz schreibst, finde ich sehr passend und irgendwie gleichzeitig traurig.

    Dankeschön, ich hoffe, dass ich das Richtige gesagt habe. Und ja, diese Zeit kommt mir auch ewig lang vor und es ist für mich ein Grund, stolz zu sein, auch wenn es irgendwo auf einem dünnen Boden steht und jeden Moment in sich zusammenbrechen könnte.

    Ich wünsche dir, dass du dich nicht zu sehr kaputt machst, denn je weiter man sich zerstört, desto schwerer ist es am Ende, sich wieder zu reparieren.
    <3

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