Der Hauptbahnhof ist gesperrt wegen Bombenentladung, es fahren keine
Züge, also besser 6 Stationen laufen, als soziale Konflikte beiseite zu
schieben und zu fragen. Noch immer kein Auto gekauft, noch immer nicht
fähig, mir eine eigene Wohnung zu leisten, weil ich bei inzwischen zwei
Nebenjobs neben der Schule, die mittlerweile täglich bis 17Uhr dauert,
mir den Arsch abarbeite, nur um nach Hause zu kommen und mir Vorwürfe
anhören zu können, warum ich in all diesem Stress vergessen hätte, ein
Mittagessen zu mir zu nehmen. Ich bin nicht dort, wo ich sein wollte mit
18, ich bin nicht dort, wo ich mich vor einem Jahr sehen wollte, und
erst recht nicht dort, wo ich mich mit 6 Jahren gesehen habe. Frei von
Menschen, ohne Abhängigkeiten, ohne Materialismus, an den ich indirekt gekoppelt bin, frei von eigenen Komplexen. Mit sich im Reinen sein, warum heißt das so, wenn es doch nichts mit Reinheit zu tun hat? Ausgewogen, nein, bei jedem Wort, das auch nur im Entferntesten mit wiegen etwas zu tun hat, hebt es mich.
Diese Wunder, die einem jeden Tag wiederfahren, diese latenten Sonnenstrahlen an wolkenbedeckten Tagen, die trotzdem keine Nacht sind, doch es fällt niemandem auf. Trotzdem machen sie uns unruhig und lassen das Vitamin D durch unseren Kreisauf schnellen, lassen uns jede Sekunde zählen, jede Minute schätzen und jede Stunde vermerken - sei es nun die bare Erinnerung oder ein tagebuch oder ein Blog. Augenblicke auf Netzhaut gebrannt, Berührungen auf Haut tätowiert, Bruchstücke, ber in ihrer Unvollkommenheit doch so wertvoll, und zu mehr antreibend. Mehr, es macht süchtig. Mit geschwollener Brust über der Welt stehen, über Grenzen springen und lachen, bis es den Donner übertönt. Aber du kannst sie nicht messen, sie nicht vergleichen, diese Wunder. Du kannst sie nur erfassen in diesem Moment, in ihrer Einzigartigkeit, in ihrer Sensation und Stärke. Du kannst sie nicht vergleichen, weil sie nie gleichzeitig passieren.
Der Geruch von Explosivität sollte öfter in der Luft liegen, sie sollten öfter Bomben aus dem 2. Weltkrieg entschärfen, die halbe Stadt evakuieren und die Infrastruktur still legen, die Rotation für eine Sekunde der Detonation anhalten und inne halten. Sie sollten Menschen öfter auf eine Reise von 6 Bahnstationen schicken.
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Ich liebe es so sehr, zu lesen was du schreibst.
AntwortenLöschenUnd ich glaube wir wohnen in der selben Stadt.. außer es wurde heute in 2 Städten der ganze Hauptbahnhof wegen einer Bombenentschärfung evakuiert.
Alles Liebe,
Lia
Hast so recht. Wunderbar geschrieben<3
AntwortenLöschenDer text, und das Bild - einfach nur... pur.
AntwortenLöschenIst das Foto der Brunnen am Hauptmarkt unten bei der Frauenkirche?
♥ danke :)
Löschenjap, im Herbst aber, als das Wasser noch lief.
Als der Bahnhof evakuiert wurde, war ich auch in der Stadt.
AntwortenLöschenIch verliebe mich in jedes deiner worte!
AntwortenLöschenExplosivität lag in der Luft deiner Stadt, Explosivität liegt in jedem deiner Sätze.
AntwortenLöschenBillie (:
Es kommt ja irgendwie auch im Subtext raus, dass du es schon gut fandest, dass die Welt einmal "für eine Sekunde der Detonation anhalten und inne halten",auf eine Reise zu sich selbst geschickt werden, so etwas passiert mir auch manchmal. Dass ich mitten in unerwarteten Situationen gerate und zum Nachdenken gezwungen werde und zu mir finde. Das gestatte ich mir nur, wenn ich fast schon von außen dazu gezwungen werde...
AntwortenLöschenich liebe einfach, wie du schreibst. ich verliere mich hier immer, lese denselben Post einmal, zweimal, um ihn richtig zu verstehen, dreimal, um ihn zu genießen, viermal, um neue Details zu finden, fünfmal, um diese gerissenen Anspielungen im Subtext zu verknüpfen, blättere um, und beginne, den nächsten post zu lesen. Noch einmal, denn das letzte Mal, als ich hier war, habe ich ihn ja "nur" sechs, sieben Mal gelesen...
AntwortenLöschenDanke für's Folgen und Kommentieren!
AntwortenLöschenDein Blog ist sehr schön.
Herz an dich!
"Augenblicke auf Netzhaut gebrannt, Berührungen auf Haut tätowiert"
AntwortenLöschenfast könnte man über dem großen, tiefen Gedanken, der um alles zieht, die kleinen genialen Wortspiele vergessen. Aber nur fast.
Den Brunnen kenne ich... ziemlich gut :)